Besuch am Clara

Am 15. April war Frau Traub mit ihrem Enkel Leonard zu Besuch in den 7er Religionsklassen von Herrn Dr. Gilich und Frau Steinmetz.

Schabbat

Frau Traub erzählte uns vor allem über den Schabbat, das Erinnerungsfest an die Schöpfung. Am Siebten Tag ruhte Gott, und daran sollen sich die Menschen halten: Kein Feuer und damit auch kein Licht anmachen, kein Handy benutzen, einfach nicht arbeiten. Das leckere Essen wird am Tag vorher gekocht und warmgehalten, auch das Schabbatbrot (Challa) ist freitagmorgens frisch gebacken worden. Dieser Tag ist in unserem Kalender der Samstag! Sonntag ist nach religiöser Zählung für Juden und Christen der erste Tag der Woche, was viele vergessen, weil unser öffentlicher Kalender den Montag als 1. Tag nennt. Für Christen ist der Sonntag der Tag, an dem die Auferstehung Jesu gefeiert wird, also ist eigentlich jeder Sonntag ein Osterfest.

Die Gegenstände für den Schabbat, z. B. die (geflochtenen) Kerzen und den Kiddusch-Becher brachte Frau Steinmetz mit. Frau Traub zeigte, wie die Mutter das Gebet zum Schabbatbeginn spricht.

Ob sie schon einmal angefeindet wurde, bejahte sie. Sie hat dann schlagfertig reagiert und sich gegen die Beleidigung gewehrt. Sie leidet sehr an der Situation in Israel und den Anfeindungen auch hier in Deutschland. Ihr Ziel ist es, dass wir alle in Frieden miteinander leben können. Und das soll besonders am höchsten jüdischen Fest sein, das heute abend beginnt:

Pessach

Heute Abend, am 22. April ab dem Sonnenuntergang und dem Erscheinen der Abendsterne beginnt das Pessach-Fest. Es dauert bis zum Sonnenuntergang am 30. April.

Die biblische Geschichte im Hintergrund

Es ist ein uraltes Erinnerungsfest!

An diesem Fest erinnern sich die Jüdinnen und Juden daran, wie Gott ihr Volk Israel damals aus Ägypten befreite. In der Bibel, im Ersten Testament oder Tanach, wie es für die Juden heißt, wird diese dramatische Geschichte erzählt: Moses wurde von Gott beauftragt, das Volk Israel aus der Sklaverei zu führen. Dazu erschien Gott ihm im brennenden Dornbusch und nannte ihm seinen Namen JHWH, der ungefähr heißt: „Ich-bin-da“, immer und ewig. Dieser unaussprechliche Name bedeutet also:

Gott verspricht: Ich sorge für Dich, mein Volk Israel, und rette dich.

Bis der Pharao sie aber aus Ägypten ausziehen ließ, erlebte das Land schreckliche Plagen, z.B. Heuschrecken, die alles auffraßen, oder unheimlich viele Frösche, die überall hin krochen.

Schließlich erlaubte der Pharao den Auszug. Die Israeliten erhielten die Aufgabe, vor ihrem Auszug Brot zum Mitnehmen zu backen, das nicht gesäuert oder mit Hefe angesetzt war, ein Lamm zu schlachten, es sehr hastig zu essen. Das Brot war ein reines Weizenknäckebrot, das es heute noch gibt und „Matze“ heißt. Es muss nicht aufgehen, hält sich sehr lange und kann nicht verschimmeln.

Am Abend des Auszugs endlich drohte der Tod der kleinen Jungen. Um dies zu verhindern, sollten die Israeliten die Türpfosten des Hauses mit Blut des geschlachteten Lamms bestreichen, ein sehr geheimnisvolles Ereignis. Der „Engel des Todes“ ging vorüber und verschonte die kleinen Söhne der Israeliten.  

Die Israeliten zogen in der Nacht aus Ägypten aus, der Pharao ließ sie aber verfolgen.

Moses, sein Bruder Aaron und seine Schwester Miriam waren dabei und erlebten, wie die ägyptische Streitmacht, die Reiter des Pharao, im Roten Meer versanken.

Diese Rettungsgeschichte aus der Unterdrückung und Gewalt ist eine wichtige Geschichte für den Glauben der Juden. Vielleicht hat sie historisch so nicht stattgefunden. Aber: Es geht um die Erinnerung daran, dass Gott aus Not und Unterdrückung rettet, bis heute durch die Jahrtausende hindurch. Diese Hoffnung starb sogar nicht in den Verfolgungen durch die Nazis.

Das heutige Pessach-Fest ist besonders traurig, weil noch über 100 Geiseln durch die Hamas gefangen sind und wir nicht wissen, ob sie noch leben und wie sie überleben können.

Am heutigen Abend werden wie jedes Mal symbolische Speisen an das damalige Geschehen des Auszugs, aber auch an die Zerstörung des Jerusalemer Tempels 70 n. Chr. erinnern:

  • Matze, das ungesäuerte Brot: eiliges Aufbrechen
  • Salzwasser: Tränen über die Zerstörung des Jerusalemer Tempels
  • zwei verschiedene Bitterkräuter (z.B. Meerrettich, Radieschen, Rettich oder Petersilie): die schwere Arbeit
  • ein kleines Stückchen Lamm oder Hühnchen: das geschlachtete Lamm im Jerusalemer Tempel
  • ein Brei aus geriebenem Apfel, Feigen, Datteln mit Zimt oder Ingwer: die braunen Ziegel, die die Israeliten anfertigen mussten
  • ein gekochtes halbes Ei: Zerbrechlichkeit des Lebens und Trauer über den zerstörten Jerusalemer Tempel

Frau Traub erzählt, dass zum Pessachfest das ganze Haus von Gesäuertem befreit werden muss, in jeder Ritze muss jedes gesäuerte Stäubchen weggeputzt werden. Sehr viel Arbeit! Sie fährt normalerweise nach Israel und feiert dort Pessach, aber in diesem Jahr geht es wegen des Krieges nicht. Darüber ist die ganze Familie sehr traurig.

Koscheres Essen

„Das ist nicht koscher“ kennen wir als Sprichwort. Es meint: Etwas ist nicht „rein“. Um koscher zu essen, sind viele Vorschriften zu beachten: Ein Fisch darf nur gegessen werden, wenn er Flossen und Schuppen hat, ein Schwein, oder Meeresfrüchte sind verboten. Auch das Schlachten eines Lamms oder Rinds geschieht nach speziellen Regeln, dem Schächten. Frau Traub bekommt dieses koschere Fleisch in Paris oder Antwerpen. Wein ist koscher, wenn kein Insekt versehentlich reingefallen ist.

Die koscheren Regeln bestätigt ein Rabbiner oder ein beauftragter Prüfer. Auch die Trennung von milchigen und fleischlichen Speisen ist wichtig, deshalb gibt es zweierlei Geschirr und bei sehr religiösen Familien auch die Geräte (Kühlschrank, Herd…) zweifach. Dies ist für uns vielleicht unverständlich, aber es führt zu einer großen Hygiene.

Diese Regeln lernen die Kinder in der Synagoge und zuhause, sie sind auch im Internet zu finden, wenn man „koscher essen“ eingibt.

Was ist koscher?: (https://youtu.be/w7eAkLkruGE?feature=shared)

oder wie im Rheinland die jüdischen und muslimische Familien koscher oder halal im Rheinland leben:

„Hauptsache kein Schwein“

(https://youtu.be/mVYFmzaC_yI?feature=shared)

613 Gebote

Frau Traub erzählte auch von der Schwierigkeit, sich an die insgesamt 613 Gebote zu halten. Aber sie vertraut auch darauf, dass Gott ihr vergeben wird, dass dies kaum möglich ist.

Bar Mitzwa

Leonard bereitet sich darauf vor, ein Bar Mitzwa (ein „Sohn der Pflicht“) zu werden. Nach seinem 13. Geburtstag wird er dann als volles Mitglied in der Gemeinde gezählt. Wenn 10 Männer, in manchen Gemeinden zählen auch die Frauen, sich in der Synagoge versammeln, kann der gemeinsame Gottesdienst gefeiert und aus den Torah-Rollen der Wochenabschnitt gelesen werden. Dazu muss Leonard aber noch viel Hebräisch lernen!

Es war ein interessantes Gespräch! Dankeschön!

Ein herzlicher Wunsch an die jüdische Gemeinde zum heute beginnenden Pessach-Fest!

Ein frohes Pessach-Fest, liebe Frau Traub und lieber Leonard! Danke fürs Kommen!

„Möge das Licht der Pessachkerzen Euren Weg zu Frieden, Liebe und Glück erhellen!“

„Chag Sameach!“